Interview mit Marc Wilsmore ACE Café London (deutsche Übersetzung)

… für alle, die es lieber auf Deutsch haben:

Wann bist du dein erstes Motorrad gefahren?

– Das erste Motorrad hatte ich glaub mit siebzehn. Weil man in England erst ab da fahren darf. Aber ich bin davor schon auf zwei Rädern unterwegs gewesen. Als ich ungefähr 14 war hatten mein Kumpel und ich die Gelegenheit die Scooter meines besten Schulfreundes, der übrigens Mod war, zu fahren. So war das Erste, das ich fuhr ein Scooter und kein Motorrad.

Kannst du dich an dein erstes Motorrad erinnern?

– Es war eine Yamaha RD 250. In England durfte man in den Siebzigern, wie gesagt, erst mit 17 Motorrad fahren und vorher konntest du nur diese 250er fahren und die waren alle Japaner. Also fuhr jeder in meinem Alter eine 250er Honda oder Yamaha.

Warst du mal im Orginal Ace Café bevor es 1969 geschlossen wurde?

– Dafür war ich zu jung. Ich bin jetzt 49 und zu der Zeit war ich 12. Aber ich kann mich erinnern, dass ich, als ich mit meinem Vater unterwegs war, in einer Menge ählicher Trucker- und Biker Cafés ein- und ausging. Du musst wissen, das Ace war eine Art Trucker Kneipe. Diese Kneipen gab es überall und davor parkten immer unmengen von Bikes und Maschinen – aber ich war zu jung um gerade im ACE gewesen zu sein.

Wann hast du das erste Mal daran gedacht, das ACE Café wieder zu eröffnen?

– Das kam erstmal daher, dass eine Menge meiner etwas jüngeren Freunde die gleiche Leidenschaft für alte britische Motorräder, schwarze Lederjacken, Rocker, Ton up Boys und so hatten. Die Kumpels aus der Zeit waren alle jünger als ich und werden jetzt wohl um die 40 sein – sie wuchsen in der Punk Zeit auf, eine Zeit, die ich gar nicht so mitgekriegt habe, weil ich älter war – das ist aussergewöhnlich, aber wahr. So kamen wir zusammen wegen den interessanten Maschinen und immer wenn wir uns trafen, ärgerten wir uns, dass es für uns eigentlich keinen richtigen Treffpunkt gab. Warum machten die nicht mal was für uns auf. Eine Menge Clubs machten in den 80ern auf, entweder im Hardrock Style oder im alten Diner Style, aber das waren letztendlich Reproduktionen, nichts echtes.

Dann sagte ein älterer Freund, der früher ins ACE ging und wusste, dass ich viel organisierte, wie z.B. Motorradtouren nach Oil of Man, zum Bol dOr Treffen, an den Nürburgring und so weiter, zu mir, du kennst doch das ACE? Das war im Jahr 1993. Er zeigte mir Fotos vom September 1969, aus dem Jahr, in dem es geschlossen wurde. In diesem Moment war mir plötzlich klar: Verdammte Scheisse, das ist es, wir machen das ACE nach 25 Jahren als Reunion 1994 wieder auf.

Von dem Moment an war die Reunion zum 25jährigen Jubiläum des ACE meine Mission.

War es schwierig die Mittel zusammen zu bekommen, Geld, Hilfe und Manpower?

– Es war schwierig und Geschäfte zu machen war noch nie mein Ding. Es wird einige Leute überraschen, dass ich 20 Jahre lang bei der Polizei war, bei der Reiterstaffel. Ich hatte meine Motorräder, meine Hod Rods und hörte Rock’n’Roll – aber tagsüber war ich Polizist und musste nicht darüber nachdenken. Über diese Aufgabe hatte ich dann aber wirklich nachzudenken. Am Anfang sprach ich mit jeder Menge Leute, die genauso drauf waren wie ich und jeder sagte yeah yeah yeah, wir helfen dir. Wir dachten an dieses und jenes und jeder wollte dass die Sache klappt.

Und zu dieser Zeit gab es ja kein Internet…

– Nein, alles ging von zu Hause aus, am Telefon. Die ganze Zeit über habe ich gespürt, dass ich immer mehr dazu lerne, je länger ich die Sache organisierte. Es war learning by doing.

Siehst du dich selbst als Rockabilly?

– Ja, das ist die Musik, die ich mag. Und da ist das Punkding an mir vorüber gegangen – ich steht total auf Rock’n’Roll.

Wie bist du mit der internationalen Café Racer Scene in Kontakt gekommen?

– Es geschah auf die gleiche Art wie mit den Leuten in England. Der Ort ACE Café ist mehr als nur Stein und Mörtel. Mir fing an klarzuwerden, dass die ganze Sache eine Lebenseinstellung ist und wir alle Arten von Leuten willkommen heissen, es gibt Motorrad Leute, Auto Leute. Bei den Bikern gibt es alte Maschinen, neue Maschinen, klassische Maschinen und das gleiche gilt auch für die Autofreunde.

Und dann gibt es die Generation der Jungs, die ihre Haare zurückgelen, oder die Jungs wo mehr auf Rap stehen, auf Disco, alles mögliche und die ganzen Leute teilen eine Leidenschaft: Fahrzeuge, Fahren und Strassen…

Meiner Meinung nach hatten wir alle die Möglichkeit uns bei Motorradrennen, Auto Shows und bei Rallies und Touren zu treffen, aber es fehlte ein Platz, der unser Zuhause war, in gewissen Sinne auch ein gedankliches Zuhause. Und die selbe Situation war es auch in Deutschland, Frankreich und überall.

Was ist deine Lieblingsband?

– Ich bekomme Gänsehaut wenn ich Johnny Cash höre, sein letztes Album. Ich hab ihn ein paar mal live gesehen und traf ihn und seine Familie 1980 in London, die waren alle cool, er ist der Man in Black.

Hast du momentan ein Bike und welches?

– Ich habe das grosse Glück, dass ich momentan 6 Bikes daheim habe, aber keines funktioniert so richtig, ich will mich nicht beklagen, aber durch das Café hab ich wenig Zeit und auch keine Kohle um sie wieder zum Laufen zu bringen. An einem ist es die Batterie, beim anderen was anderes. Aber zum Glück haben mir nette Leute von Triumph eine Thruxton und eine Speed Triple überlassen. Mit der Thruxton bin ich auch hier rüber gefahren von England. Die Speed Triple nehm ich mehr so für jeden Tag um Sachen zu erledigen.

Was hat es dir bedeutet, dass du 2005 den „Meguiar’s Car Award“ verliehen bekamst?

– Es war erstaunlich, dass ich diesen Preis bekam und dadurch erfuhr, dass so viele professionellle Auto und Bike-Zeitungs-Journalisten die ganze ACE Bewegung aufmerksam verfolgt haben, dass so viele ins neue ACE kamen und mir wurde klar, dass ist mehr als nur Rennstrecke und Rally, dass ist unsere Leidenschaft, die Leute fuhren von überall her an.

Warum hast du dich als Jugendlicher für eine Polizeilaufbahn entschieden?

– Ich wollte unbedingt reiten. Das war mein Beweggrund. Ich war zu gross, um ein Jockey zu werden.

Magst Du Pferde?

– Ich habe schon als Kind geritten, ich war lieber Reiten statt in der Schule.

Bist du von London?

– Ich bin in London geboren, später dann, als ich eingeschult wurde, zogen wir auf’s Land, so ca. 40 Minuten von London und dort konnte ich auf ein Pferd springen. Und ich liebte es. Es ist auch eine Art von fahren. Ich denke, es ist kein grosser Unterschied ein Pferd oder eine Maschine zu bewegen, vor allem eine ältere Maschine, egal ob Auto oder Biker, denn du musst die ganze Zeit aufmerksam sein, die Geräusche hören und dann kannst du auch das Beste rausholen.

Kamst du jemals in einen Gewissenskonflikt in der Ausübung deines Officerjobs mit deiner „Rock’n“Roll“-Einstellung?

– Zu dieser Zeit wurden mir Dinge gesagt, die ich gar nicht hören wollte.

Es ist seltsam, auch heute noch schütten alle möglichen Leute ihr Herz bei mir aus, als wäre ich ein Priester. Leute schreiben mir aus dem Gefängnis, sie haben keine andere Möglichkeit zu kommunizieren oder zu sprechen, das können Leute sein, die zu Unrecht verurteilt wurden oder die wegen Alkohol drin sitzen – und dann kommen sie zu mir und erzählen ihre Story.

Und ich weiss nicht warum, zur Zeit passiert mir das alle 2 oder 3 wochen, dass ich auf irgendeine Art mit dem Tod konfrontiert werde, z.B. dass ein Freund auf dem Bike gestorben ist, mein Vater starb – er kam auch immer ins Café. Vielleicht ist das mein Charisma.

Was ist das nächste Event im ACE von dem wir wissen sollten?

– Für Bikes gibt’s die grosse Sache: das jährliche Treffen in der 2. Septemberwoche, da kommen tausende von Bikern, die Leute bringen ihre Maschinen von Amerika und von Japan an.

Aber sie fahren nicht von Japan aus hin?

– Das bemerkenswerteste bisher war ein Typ aus Pakistan, der den ganzen Weg durch den Orient hergefahren ist. Jetzt hat er seine alte Triumph in England stehen lassen. Sie ist aus der Zeit des 2. Weltkrieg, als die Engländer die indische Kolonie verlassen haben.

Kanntest du die Sachen auf Speeding.de?

– Nein, erst jetzt habe ich eure Sachen gesehen. Ich finde sie cool und ich liebe diese rote Teufelsfrau von den Speed Angels und ich will sie unbedingt treffen.

Was hältst du von den ganzen modernen Strassenrennmaschinen und der ganzen technischen Entwicklung?

– Der Kick ist für mich das meiste aus der Maschine herauszuholen, sie richtig auszufahren. Das kann auch eine 80er sein. Wenn ich die MV Augusta hinter dir sehe, sehr sehr schöne Maschine, ich könnte sie auch fahren, aber ich denke aus der könnte ich nicht alles rausholen. Aber ich hätte Spass sie zu fahren. Es ist ne Versuchung da drauf mal einen Wheelie zu probieren.

Auf jeden Fall geht es um den Kick, den wir durch die Gefahr verspüren. Ein Satz von mir hiess mal: „Geschwindigkeit kickt und Tee verkippt“.

Wir kennen alle die Gefahr, in die wir uns begeben, wenn wir auf zwei Rädern unterwegs sind – und genau deswegen machen wir es.

Wenn du auf eine einsame Insel müsstest und du nur eine Sache mitnehmen kannst, was wäre das?

– Es kling vielleicht bescheuert, aber ich würde meine Lieblingslederjacke mitnehmen, eine ganz besondere.

zurück zu MySpeeding.de

Über MissyD

* Sie hat 66 Tattoos * Sie geht seit dem magischen Dreieck ins Stadion (B Block) * Sie fährt mit den Jungs * Sie fährt D wie Daytona * Sie schert sich nicht um Konventionen * Sie wird geliebt oder gehasst * Sie ist verdammt schnell
Dieser Beitrag wurde unter alles rund um's MOPEEEED veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar