150 PS

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Essay :: 150 PS – Missy D legt sich mit den Rasern an

Charmin‘ Cooper war letzten Samstag mit seiner reifentechnisch abgefrästen Haya (Suzuki Hayabusa 1300 R) gerade noch einer Polizeikontrolle entwischt – also zog er am Sonntag das gut bereifte kleine Zweitmotorrad (Suzi GS 500) seiner Freundin raus – in erster Linie um jeder Gefahr seitens der Grünen aus dem Weg zu gehen.

Also gings los, es waren wohl so acht Kameraden. In jeder Pause wirkte Charmin‘ Cooper begeisterter: „Das macht so Spass mit dem leichten kleinen Gerät – ich glaub ich besorg mir ein Moped mit weniger PS.“

Nicht nur ihm ging es schon so.
Obi Wahn, seines Zeichens im letzten Jahr Kilogixxer (Suzi 1000 GSX-R, Bj. 2004) hatte auch seine Erfahrungen gemacht. Obwohl sein Leben lang immer gut gefahren, machte ihm das super schnelle neue Gerät nicht nur Freude. Die Gefahr, in der Kurve mal ein klitzekleines bisschen zu viel am Gas zu drehen und im Graben zu landen ist enorm viel höher als bei einem Moped mit ein paar Pferdchen weniger. Trotzdem hatte unser Freund Glück. Er fuhr ein paar Mal zwar über seine Verhältnisse, landete jedoch immer von Gott beschützt auf einem Parkplatz oder einem Seitenstreifen und fiel wie durch ein Wunder nicht dabei um.. Bis auf eine Adrenalineinspritzung also nichts passiert. Oder doch?

Auch bei ihm setzte ein Denkprozess ein. Ende der Saison 2004 verkaufte er die Gixxe und holte sich eine neue Bandit.
Er fühlt sich wieder wohl auf seinem Bike und das lässt sich jetzt auch in Kurvengeschwindigkeit messen. Seine neue Wahl ist Geschmacksache – aber den Punkt, auf den ich hinaus will, ist klar:

150 PS oder mehr auf öffentlicher Strasse braucht die Welt nicht!!!!

Missy D macht sich in der Raserfraktion unbeliebt – jawoll.

Hier meine Argumente:
Das Material, das uns die Moto-Industrie derzeit zum sofortigen (Raten)erwerb zur Verfügung stellt ist, Zitat Eurosport, GP von Estoril letzte Woche: „technisch fast auf dem Niveau der GP Motorräder“.
Noch nie gab es so gute Fahrwerke und leistungsstarke Motoren serienmässig für jeden zum Verkauf.

Die Folge:
Es wird gekauft und gefahren – und zwar von jedem, der denkt er bräuchte so eine Kiste. Zu was auch immer. Nur wenige aus unserer Szene, und das sind die Ausnahmen (denen sei der Spass gegönnt und meine Bewunderung versichert) schwingen diese Kisten auch elegant und schnell durch Kurven. Meistens stehen Sie nämlich im Weg. Wie gesagt, es ist ziemlich schwierig, mit einem 176 PS Bike genau so viel Gas zu geben wie nötig, genau so viel und so spät zu bremsen wie nötig, dabei auf Bodenwellen und den Verkehr achten und wirklich auch schnell zu sein. Das Herausbeschleunigen dagegen wird schon ganz gut beherrscht. Ehrlich gesagt zu meinem Leidwesen. Vor mir ein Kilogixxer. Er fährt schnell. Ich überhole nicht. Es kommt eine engere Kurve. Er bremst total früh und stark. Ich fahre ihm fast ins Hinterrad. Er kommt kaum rum und braucht unmengen Platz. Ich komme wieder nicht vorbei wegen Verkehr. Jetzt ein kleines Stück Gerade zwischen den Kurven. Der Gixxer reisst volle Kanne den Hahn auf. Nutzt seine 176 PS komplett aus und gewinnt natürlich an Land. Schliesslich steht mir dieses Potential nicht zur Verfügung. Ich kann ihn nicht überholen. Nächste Kurve. Er bremst total früh und stark. Ich fahre ihm fast ins Hinterrad. Er kommt kaum rum und braucht unmengen Platz. Ich komme wieder nicht vorbei wegen Verkehr. Jetzt ein kleines Stück Gerade zwischen den Kurven. Der Gixxer reisst volle Kanne den Hahn auf. Nutzt seine 176 PS komplett aus und gewinnt natürlich an Land. Schliesslich steht mir dieses Potential nicht zur Verfügung. Ich kann ihn nicht überholen. Ihr habt gerade zwei mal das Gleiche gelesen? Das war mit Absicht. Denn es wiederholt sich ständig und nervt total.

Mit ihren 176 PS gleichen sie mangelndes Fahrvermögen aus. Und bilden sich noch ein, super fahren zu können.
Entweder rüste ich also auch auf oder finde mich damit ab.
Will ich aber nicht. Ich hatte nämlich schon mal aufgerüstet, Mit einer Racing VTR 1000 F mit echten 140 PS und Fahrwerkstuning. Nur dass ich in der Saison (2003) dauernd auf die Schnauze gefallen bin – und das erstmalig nicht wegen dämlichen blinden Autofahrern, sondern ganz allein aus eigener Schuld. Irgendwie in der Kurve an den Randstein gekommen. Wohl ein klein bisschen verschätzt, ein klein wenig zu viel am Gashahn gedreht. Und ich war nicht zu stolz, mir einzugestehen, dass ich mich mit der Kiste grössen- und PS-technisch etwas übernommen hatte.
Also habe auch ich, wie schon Obi Wahn und bald auch Charmin‘ Cooper abgerüstet.
In der Kurve hänge ich den Jungs am Arsch. Und immer wieder werde ich gefragt: du sag mal, wieviel PS hat denn deine Kiste. Ich sags euch: sie hat noch unter 100 und ich bin glücklich so. Und schnell genug.

Ich rede hier nicht von den Nagoldtalkurven, die fast gerade verlaufen und bei denen man erst ab 150 Km/h überhaupt Schräglage braucht. Dort mit 200 km/h langrasen verschafft einigen Spezialisten einen besonderen Kick – an Mauern entlang und immer Auge in Auge mit dem Gegenverkehr. Genauso wie auf der Autobahn Vollstoff zu fahren. Keine Kunst. Oder doch? Letztes Jahr ist auf der Autobahn einer auf einem schwarzen Motorrad an mir plötzlich vorbeigedonnert, auf der A 81 zwischen Aachern und Pforzheim. Ich fuhr ca. 160 km/h. Keine paar Meter weiter sah ich links am Strassenrand einen Tank liegen. Einen schwarzen Tank. Wegen einem Unfall auf der Gegenfahrbahn hatten Schaulustige auf der linken Spur vor ihm plötzlich das Kabel gezogen – und der schwarze Motorradfahrer konnte nicht mehr bremsen oder ausweichen. Er war tot, las ich am nächsten Morgen in der Zeitung. Meiner Meinung nach gehören extrem hohe Geschwindigkeiten nicht auf die öffentliche Strasse. Keine Zeit mehr zu reagieren und keine Zeit mehr um sich rum noch was wahrzunehmen (der berühmte Tunnelblick…). Oder, um noch mal auf das Nagoldtal zu kommen: lest noch mal das Essay The Thrill, da steht auch alles zu den eventuellen Folgen des Adrenalinkicks auf öffentlichen Strassen drin.
Wer Speed-fun haben will, kann ja auf die Rennstrecke gehen. Da stehen auch die Fahrkosten im Verhältnis zu den Anschaffungskosten der Kiste. Top-Speed also nur noch für Reiche? Immer noch besser als Top-Speed für den Friedhof. Motorsport war schon immer ein exklusives Hobby. So wie Reiten oder Fallschirmspringen etwa.

Auch keine Kunst mit dem 176 PS-Gerät vor der Eiskortina aufzufahren. Macht sicher Eindruck bei den Nichtbesitzenden. So ähnlich wie der Sportwagen, das Cabrio oder der dicke Benz….
Also die Fraktion, die eigentlich gar nicht richtig fahren kann und sich die Kiste als Prestigeobjekt zugelegt hat. Leichte Kredite und Ratenzahlungen machen das Prestige jetzt auch für die möglich, die eigentlich finanziell gar nicht dazu in der Lage sind. Also kann sich tatsächlich jeder mit einem zwei Jahre alten Einser das Ding holen.
Und fährt damit rum, rast an Einmündungen und Kreuzungen vorbei, schert sich einen Dreck um Stadtgeschwindigkeiten, macht Wheelies im T-Shirt und hängt den grossen Macho raus. An was erinnert mich das?
Ja, ich glaub an einen Rapper* (v. Red. geändert. Siehe Reaktionen.) mit Goldketten in New York, der bei seiner Gang Eindruck schinden will. An das letzte MTV Video von 2Pac oder so. An irgendwelche Filme, wo die Coolen in Jeans und T-Shirt auf der Kiste durch die City heizen, die Sheriffs dicht auf den Fersen…

Naja, wer meint, er müsste aus dem Mahdental, Büsnau und Warmbronn die Bronx machen, nur zu. Ich schau mir das mit einem Grinsen auf dem Gesicht an.

Aber was mich ankotzt: unser Ruf wird gleich mitversaut. Der Normalo am Strassenrand, der Mopeds vorbeifahren sieht, wird nicht zwischen den Gruppierungen unterscheiden. Nach ein paar Rasern und Eindrücken der oben beschriebenen Art folgen Kommentare wie: das sollte man verbieten, die sind ja gemeingefährlich etc.
Ja und, ihr könnts euch denken was jetzt kommt:
Genau das ist die Grundlage von Verschärfungen und Gesetzen, mehr Vorschriften, mehr Schildern, mehr Kontrollen und weniger Spass für alle. Ganz zu schweigen von den Kosten, die u.a. von meinen Steuern bezahlt werden.

Wie könnte man dem Problem begegnen? Noch vor einigen Jahren gab es die Selbstbeschränkung der Hersteller auf 98 PS. Dahin kann und will man sicher nicht mehr zurück. Aber vielleicht eine Selbstbeschränkung und Selbstreflexion des Einzelnen? Das will ich mit diesem Artikel erreichen. Das Individuum ist Herr seiner (Kauf)-Entscheidungen.
Ich will ein neues Bewusstsein des Fahrers fördern.

So und nun könnt ihr mir Contra geben – oder sollte es da draussen den einen oder anderen geben, der mir zustimmt????

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Über MissyD

* Sie hat 66 Tattoos * Sie geht seit dem magischen Dreieck ins Stadion (B Block) * Sie fährt mit den Jungs * Sie fährt D wie Daytona * Sie schert sich nicht um Konventionen * Sie wird geliebt oder gehasst * Sie ist verdammt schnell
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2 Antworten zu 150 PS

  1. MissyD sagt:

    Reaktion von Doc X-Ray

    Hallo Missy,

    ganz schön polarisierend Dein Artikel über die Motorräder mit 150 PS.
    Also zunächst einmal muß jeder selbst wissen, wie er sich auf 2 Rädern fortbewegen will, respektive mit wieviel Pferdchen unterm Tank. Genauso gut könnte man eine Diskussion vom Zaun brechen wieviel Zylinder es denn nun sein sollen? Man hätte dan die Auswahl zwischen 1 und 6, oder lieber doch gleich zweitaktend durch die Gegend ötteln?.

    Ich denke daß es Motorräder mit 150 Plus PS geben muß, weil es ganz einfach in der Natur des Menschen liegt, nahe an die Grenze des technisch und persönlich Machbaren zu gehen.

    Das hat letztendlich nur entfernt mit der Absicht zu tun, rasen zu wollen. Genauso wie man mit einem PS-starken Krad langsam fahren kann, kann man mit eine 50 PS Bike heizen, wenn man das Motörchen nur recht ausquetscht. Und genau da liegt dann bei diesen Motorrädern auch das Problem: keine Hintertür mehr. Einmal beim Überholen verschätzt schon kann man sich mit einem am Limit bewegten PS-schwachen Motorrad nicht mehr aus der Gefahrenzone katapultieren.

    Das Limit beim Motorradfahren bestimmt bei vielen sowieso nicht mehr das Motorrad, sondern der Mann am Gasgriff, und hier ist nicht die PS-Zahl das Problem, sondern der IQ, der Verstand, die Hirnleistung. IQ 30 auf 150 Pferden sind eben eine explosive Mischung.

    Letzlich ist es auch unerheblich, ob man mit 50, 100 oder 150 PS in die Mauer kracht, sondern nur ob mit 50,100 oder 150 Km/h – und diese Geschwindigkeiten kann man bekanntlich auch mit 50 PS erreichen.

    Gruss Doc X-Ray

    Reaktion von Heiko

    Hallo Autorin,

    ich bin mit meiner 12er Bandit auch schon wieder auf die Schnauze gefallen, mit 10 km/h, wollte vor den Autos auf der Gegenfahrbahn links abbiegen, (30er Zone vor der Haustüre) und habe den Fussgänger überträumt, erschreckt, überbremst, bumms, 300 Euro. Das ist mein Fehler, natürlich, und liegt nicht am Druck der Bandit.

    Ich fahre auch einen Sportler, eine 9er Ninja, aber eigentlich nur auf der Rennstrecke, auch wenn einem in der Stadt damit deutlich mehr Respekt gezollt wird. Ich fahre lieber Bandit, weil ich nicht gerne meine Frustrationsgrenze teste. Die Kawa bringt nur richtig Druck, wenn ich im ersten Gang schon längst im Führerschein-verlier-Mode unterwegs bin. Ich denke, den Frust haben alle 1000er Fahrer. Die R1 macht fast 170 Sachen im ersten Gang…, tolle Sache, aber wie soll man da in der Stadt oder auch nur auf der Landstrasse die Leistung abrufen und mal diesen geilen Schub spüren? Die 12er Bandit schiebt schön von unten an, so dass es auch in der Stadt Bock macht. Sollen die Jungs doch fahren was sie wollen.

    Auf der Rennstrecke trifft man aber herzlich wenig Leute (im Vergleich zur Anzahl reinrassiger Sportgeräte), finde ich. Wahrscheinlich wollen die auch nicht frustriert werden auf ihren toll geputzten und optik-‚getunten‘ Maschinen. Auf der Rennstrecke fällt nämlich auf einmal alle Fassade ab… Hier macht man nicht so viel Strecke gut, nur weil demjenigen die Leitplanke der Landstrasse weniger Angst macht als mir. Auf der Rennstrecke kriegt man sie plötzlich alle, auch die 999R mit Slicks und Carbon-Rennkleid, weil der Eigner zu viel Schiss hat, sie adäquat zu bewegen… Eigentlich sieht er aber auch aus, als könnte er es nicht, selbst wenn er es wollte, so wie viele andere 1000er Piloten auch.

    Komisches Völkchen, diese durchschnittlichen Sportler Eigner. Ich glaube, man sollte sich weniger an denen hochziehen… Die brauchen es halt… little-man-syndrom. Eben die, die durch die Kurve nudeln und dann auf der geraden ihre PS sprechen lassen. Die sollten dir egal sein… Wenn dir das passiert, lieber rechts ran fahren, ein paar Fotos machen und ihn ziehen lassen.

    Deinen Artikel finde ich wirklich gut, wenn auch gegen Ende für mich etwas zu sehr mit ‚mir‘ und ‚die anderen‘ geschrieben. Ich denke, auch Du kannst dich von dem Besitzerstolz nicht ganz freimachen und den Zeigefinger auf die anderen, die an Einfahrten und Autoschlangen zu schnell vorbeifahren, nehme ich dir auch nicht so ganz ab. Da klingt etwas Frust raus, jetzt doch keinen >100 PS mehr zu haben und das trotzig zu verteidigen. Dazu noch das Zeigen auf die Fraktion, die ‚im T-Shirt und Badeschlappen‘ Mopped fährt. Wie viele derjenigen hast du diese Saison schon gesehen? In .de sind wir darin doch wirklich extrem pingelig… Diese Klischees werden doch eigentlich nur noch von den Bikern in Mittelmeerländern ausreichend oft bedient.

    Oh, ich lese gerade die Kommentare zu den bisherigen Userbeiträgen… Rollenverständnis. Boah, das hängt mir so zum Hals raus! Kann nicht ein jeder einigermassen clevere Mensch erkennen, dass irgendwie 80 % unserer Bevölkerung das Gehirn primär nicht zum Denken benutzt? Wenn ich jetzt aufgrund solcher Aussprachen auch dazugestellt werde, nun gut. Aber muss man immer aus diesem Pool der 80 % seine Stichproben ziehen und sie gegen Andersgeschlechtliche aus dem 20 % Pool stellen?
    „Jungs wollen immer vor einer Frau fahren und sind generell überzeugt, potentiell und konkret besser zu fahren.“ Toll… Frauen antworten auf die Frage, was sie für ein Auto fahren mit „ein Rotes“.
    Sind das nicht tolle Feststellungen? Beliebig doof und beliebig oft zu beweisen. Letztes Wochenende Renntraining. Eine Frau, Rossi Lederkombi, Rossi Lackierung auf der R6 (Frau von dem auf der 999R, ich habe Fotos) und fahrerisch eine Nudel wies grausamer kaum geht. Und nu? Soll ich jetzt daraus schlaue Statements ableiten? „….“.

    Schönen Gruß,
    Heiko

    Reaktion von Uno Miglia Mille

    Hi Missy D,

    hab natürlich gleich mal dein Essay lesen müssen.
    Zustimmung? Weiß ich nicht, klar, in manchen Dingen schon. In manchen aber auch wieder nicht. Du weißt selber wie das ist. Viele reden schlau und vernünftig daher und sind es eigentlich auch. Aber dann, wenn in Gruppen auf die Kiste gehockt wird, ist der Herdentrieb ruck-zuck stärker und niemanden interessiert das Geschwätz von vorhin. Mach doch mal die Pace und geb mal bloß 10 % weniger Gas als normal… dann hast spätestens zur ersten Kaffeepause das große Gemaule am Tisch… oder irgendeiner aus der Gruppe fängt das Überholen an und andere folgen ihm / ihr.

    Soll doch jeder sein Ding machen, wie er / sie will. Dummköpfe gibt’s immer und überall, nicht nur bei den Mopedfahrern. Ich denke auch nicht, daß Geschwindigkeitsbeschränkungen und verschärfte Kontrollen nur durch die hirnlosen Zweiradfahrer verursacht werden, da spielen auch schwachsinnige Autofahrer, die uns anzahlmäßig weit überlegen sind, eine nicht unerhebliche Rolle… wie so oft im Leben eines Bikers. Nur beim Auto gibt’s komischerweise keinen Stufenführerschein, obwohl das schlimmere Waffen sein können, als hirnlos bediente Mopeds. Aufregung über die Zweiradfraktion gibt’s ja auch nicht nur wegen dem Speed. Denk auch mal an den Lärm, den manche machen. Wenn nur mal ein Teil der Harley-Fraktion sich von Ihren üblen Krawalltüten trennen würde, dann gäbe es schon manche Aufregung weniger. Denn von „schnell“ kann bei denen ja keine Rede sein. Nix gegen nen guten Sound, aber die meisten der Schraubenhäufen aus Milwaukee (schreibt man das so….?) machen ja wirklich nur Krach… wüst und ekelhaft.

    Ein zu kleines Bike hat mindestens genau so viele Nachteile wie ein zu großes. Denk nur mal ans Überholen. Mit so einem Ding bist du fast ständig am Limit unterwegs und kannst in manchen Situationen nur hoffen, daß dem Ding nicht die Puste ausgeht… z. B. wenn mal der Gegenverkehr etwas zügig unterwegs ist. Und Unfug kann man auch mit einer Kleinen zur Genüge gemacht werden… wenn das Hirn grad mal wieder aussetzt. Ein Wheelie geht auch mit 50 PS, in Kurven zu schnell sein ist damit auch kein Problem. Und auch bei langsamer Fahrweise kann es einen erwischen. Das einzige was wirklich hilft, ist nun mal Selbstkontrolle und die Übersicht, möglichst in allen Situationen. Auch wenn man mal versägt wird oder ein anderer Biker in Sichtweite vor einem her fährt. Ich erinnere mich da übrigens an eine Ausfahrt, bei der ich, wie schon so oft, das Schlußlicht gemacht habe und eine gewisse Missy D mit Ihrem gelben Geschraddel vor mir her fuhr… und das was ich da mit ansehen mußte, zeugte nicht im geringsten von dem, was du hier auf einmal predigst. Ich hatte monatelang nen Sonnenbrand von deinem Bremslicht, das mich mitten in irgendwelchen Kurven blendete… und die Gegenfahrbahn, liebe Missy D, ist nicht dein Revier, die gehört eigentlich dem Gegenverkehr!

    Viele Leute lassen sich beim Mopedkauf einfach zu sehr davon beeinflussen, was grad IN ist oder was halt grad die meiste Power hat. Dabei wäre es sinnvoller, sie würden mal verschiedene Kisten probefahren, damit sie erFAHREN, womit sie besser klar kommen. Image scheint wichtiger zu sein, als Fahrspass… wobei viele Kisten ja eh nur den Weg ans Eck oder zu einem Café kennen, keine Rede von Schwarzwald oder Vogesen, geschweige denn Toskana oder Rennstrecke. Üben lieber tagelang Wheelies und Stoppies als sich mal wirklich mit Ihrem Moped vertraut zu machen. Das sind dann auch die Idioten, die den Rückenprotektor über dem T-shirt (ohne Jacke darüber) tragen… wissen die eigentlich wie bescheuert das aussieht und daß er so nicht den geringsten Nutzen hat??? Aber an solchen Leuten sind meiner Meinung auch die Medien schuld, nicht zuletzt Hefte wie „PS“ (die PS-Redaktion möge mir diese Anmerkung verzeihen), die einen Rennstreckentest nach dem anderen bringen und dort diese 180 PS-Flugzeuge in den Himmel loben, obwohl gerade die Testfahrer und Redakteure doch ganz genau wissen sollten, daß ein hundsgewöhnlicher Biker mit diesen Kisten g n a d e n l o s überfordert ist und niemals das umsetzen kann, was die einem in Ihren Berichten auf die Nase binden. Bringen Bilder von den schönsten Hang-Offs, Wheelies und Stoppies, ohne den Hinweis, wie viele Gräten sich der Fahrer bei der Aneignung dieser Fahrkünste schon gebrochen hat. Ohne den Hinweis, daß die meisten von denen schon seit 20 + Jahren Moped fahren, Lizenzfahrer sind oder waren, usw. So identifizieren sich natürlich viele der Leser mit denen und machen dann die Straße zur nicht vorhandenen Rennstrecke.

    Ich hab mir, wie du ja schon weißt, auch grad erst eine neue 750er Gixxe rausgelassen und die hat knapp 150 Hottehüs. Und ich muss sagen, es fällt mir schwer, mich damit auch nur annähernd an die Speedlimits zu halten, weil das Ding einen förmlich nach meeeeeeeehr Speed anschreit. Und bevor ich mir die gekauft habe, hab ich auch über die 1000er nachgedacht. Nur mein Vorhaben, daß diese neue Gixxe bald mein neues Rennstreckenmoped werden soll, hat mich davon abgehalten, mir den vollen Liter einzuschenken. Obwohl die Jungs, die im März in Ledenon damit unterwegs waren, allesamt eine sehr reifenschonende Fahrweise gezeigt haben… oder gerade deswegen…? Auf jeden Fall kamen die ständig nur auf dem Hinterrad aus den Kurven. Und so was braucht eigentlich kein Mensch… oder doch? Mein Ding ist es auf jeden Fall nicht, ich hab gern beide Räder am Boden. Und wer genau so denkt, der schafft das bestimmt auch mit der 1000er. Und trotzdem hab ich mir aus lauter Ehrfurcht vor 180 Gäulen dann die Kleine geholt, auch wenn das jetzt etwas feige klingen mag. Es war für mich die bessere Entscheidung.

    Die Zeit zurück drehen, bis zur 100-PS-Beschränkung? Kann man nicht und man will es ja eigentlich, rein von der Entwicklung die zwischenzeitlich stattgefunden hat, auch nicht. Beim besten Willen nicht. Hat Missy D denn schon mal einen Schemel BJ 1980 oder älter gefahren??? Schon mal in den Genuß gekommen, eine alte GS 1000 oder eine alte Z 1000 zu fahren? Damals hat sich lange Zeit nicht viel bewegt und verbessert, die Fahrwerke waren übelst überfordert und nicht selten setzten die Kisten die Limits… dann lieber so ein Wettrüsten wie es heute ist, wo die Mopeds deutlich mehr können, als der Großteil der Damen und Herren, die sie bedienen. Das hat bestimmt schon seeeeehr vielen das Leben gerettet, auch solchen, die sich gerne selbst überschätzen.

    Man kann den Leuten nicht mehr abverlangen, als das Hirn hergibt. Routine und Erfahrung kann man leider nicht kaufen und selbst wenn man es könnte, würde kaum einer einen einzigen Cent dafür ausgeben, weil ja eh schon jeder (seiner Meinung nach) genug davon hat. Viele geben ja noch nicht mal freiwillig etwas Geld für anständige Klamotten, Handschuhe, Stiefel und Helm aus.

    Und zum Thema Rennstrecke… mach da bitte bloß keine Werbung dafür, erstens sind die Strecken schon voll genug und zweiten sind es auch dort genau diese sich ständig selbst überschätzenden Leute, die dann gleich am ersten Tag auf der Schnauze liegen. Nicht selten räumen die dabei auch noch andere mit ab. Da will ich genau so wenig mit dabei sein, wie bei deren Unfug auf der Straße. Und selbst wenn die sich nur allein auf die Schnauze legen, ist die Ampel auf der Strecke erstmal ne Weile rot, nur weil sich solche zu für zu perfekt halten, um erst einmal in der Krabbelgruppe mit dem Instruktor zu fahren.

    Es gibt nen Spruch, der heißt „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, als durch noch mehr Hubraum“. Verstand aber auch nicht!

    In diesem Sinne, allen eine gute Fahrt mit Köpfchen 😉
    Gruß, Udo

    Hei Udo 😉 wer austeilt kann auch einstecken –
    mit sportlichen Grüssen Missy D

    Reaktion von Der väterliche Typ

    Hallo Speeding-Team !
    Habe mit großem Interesse den Artikel „150 PS“ gelesen. Sehe es genauso wie Nick in seinem Statement. Ergänzend zur Reaktion von Missy D ist es schade, daß es Ihr nicht möglich ist, die Breitseite „er kann sowieso nicht fahren“ zu unterlassen. Ein guter Motorradfahrer kann auch sein, welcher gesund losfährt, gesund zurückkehrt und während der Fahrt weder sich noch andere gefährdet hat. Oder? Wieviele Stürze liebe Missy D, hattest Du bereits? Tja und dieses leidige Thema der Rollenverteilung. Mag sein, daß hier noch Nachholbedarf besteht. Da ich reglemäßig mit Frauen/Mädels fahre, sehe ich hier kein Problem. Ist es möglich, daß die Mädels untereinander viel giftiger in der Bewertung von Fahrleistungen sind? Warum??? Wirklich ein Thema für ein neues Essay. Hat Missy D recht.
    Bemerkenswert fand ich von Dir den Abschnitt 3. Es ist o.k. Wer noch nie gedankenlos gehandelt, der werfe den ersten Stein, oder so ! Ein provokativer Schreibstil Missy D; sehr interessant und überlegenswert, auch wenn ich eine andere Ansicht habe. Danke und machs gut.
    Es grüsst Der väterlichen Typ

    Reaktion von Nick G.

    Das Ziel, das hier verfolgt wird, finde ich gut und durchaus ehrenhaft. In Sachen Image könnten Motorradfahrer noch einige Pluspunkte vertragen. Auch das Vorhaben der zwei beschriebenen Charakteren ist nachvollziehbar und verständlich. Und wenn jemand aus seinen (Fahr)Fehlern lernt, ist das um so höher anzurechnen, egal wie er das Gelernte umsetzt, ob durch den Kauf eines „kleineren“ Motorrades oder durch eine vorsichtigere Fahrweise. Bis „Die Folge:…“ habe ich den Artikel interessiert gelesen und habe mich durchaus auch darin wieder gefunden.

    Als erstes ist mir dann aufgefallen, dass nur noch von einem bestimmten Motorrad und von einem männlichen Fahrer geschrieben wird.Das ist nicht wirklich schlimm, da ich nicht im Frauennetzwerk und nicht auf der Suche bin, die nächste Ungerechtigkeit anzuprangern. Aber für mich spiegelt sich hier eine etwas einseitige Meinung wieder. Und das obwohl man ab „Ich hatte nämlich schon mal aufgerüstet,“ bestätigt bekommt, dass das andere Geschlecht mit einem anderen Moped ebenso um die Kurven eckt, wie andere eben auch. Zudem finde ich es fragwürdig jemanden anzuprangern, der anscheinen langsam, zu langsam, wenn auch nur in den Kurven, unterwegs ist und gleichzeitig eine Moralpredigt abzuliefern, wie gefährlich hohe Geschwindigkeiten sind.

    Ist der Fahrer, der im Nagoldtal 180 fährt verrückter als der, der Zuflucht, Allerheiligen oder an der Roten Lache mit 120 fährt? Hier nimmt jemand ein Privileg in Anspruch, welches anderen versagt bleiben soll. Hier wird allen, ausser dem Autor, die Fähigkeit der Selbsteinschätzung abgesprochen.1) „In der Kurve hänge ich den Jungs am Arsch.“ Hier scheint jemand ein kleines Problem mit einer, meiner Meinung nach, nicht vorhandenen Rollenverteilung zu haben. Wenn das die Triebfeder des Autors ist, dann ist die Glaubwürdigkeit des Artikels genau an der Stelle der Jungs, an der sich der Autor während einer Ausfahrt befindet. Am Arsch eben.2)

    Die Eisdiele oder vielmehr das Glemseck. Das ist ein Thema worüber man sicherlich schön streiten kann. Gott sei Dank darf sich in Deutschland jeder das Fahrzeug kaufen welches er möchte.1) Hier über Sinn und Unsinn zu diskutieren steht weder dem Autor noch mir zu. Wenn das nicht so wäre, müssten wir uns mit einer Automarke für alle begnügen. So etwas gab es vor nicht allzulanger Zeit, wo es hingeführt hat wissen wir auch. Noch Fragen??

    Im Punkt Glemseck und Wheelys sind wir uns einig. Ich fahre sehr gern den einen oder anderen Wheely. Nur halt nicht am Glemseck. Die Wheely-Fahrerei am Glemseck o.ä. stellt meiner Meinung nach ein unnötiges Risiko dar. Was die Person XY auf der einsamen Landstrasse oder in einem geeigneten Industriegebiet macht soll sie selbst entscheiden. Bei der Gefährdung vieler Personen auf engem Raum sieht das wieder anders aus.

    Das alles hätte mich eigentlich nicht zu einem Statement hinreißen lassen. Im Grunde bin ich unheimlich schreibfaul. Aber der Ausdruck, den der Autor für einen amerikanischen Bürger, afrikanischer Herkunft verwendet, finde ich wirklich unter aller Sau! Was soll ich denn mit dieser Aussage anfangen? Das ist absolut unterstes Niveau, welches zu den Orten passt die im letzten Teil des Artikels angeprangert werden. Ich hoffe, dass dies nur eine „flapsige“ und unachtsame Bemerkung war. Hier sollten die Finger nicht schneller sein als Gehirn und Verstand.3)

    Alles in allem ist der Artikel zu allgemein gehalten. Es entsteht der Eindruck, dass es nur eine Person gibt, die alles richtig zu machen scheint.1) Das dies sicherlich nicht richtig ist, was auch ohne großes Wissen über die Person gesagt werden kann, sollte jedem bewusst sein.

    Das Ziel stimmt. Die Umsetzung????? Gruß Nick

    Antworten auf die Reaktion von Nick von Missy D

    1) Gerade mit diesem Artikel will ich erreichen, dass sich jeder bei der Kaufentscheidung seines Mopeds bewusst macht, inwieweit er damit (auch in den Kurven) zurecht kommt. Also ein Appell an die Freiheit der Kaufentscheidung des Einzelnen – das Gegenteil von „ein Fahrzeug für alle“. Kann jemand mit seinem Teil keine Kurven fahren, könnte dies zwei Gründe haben:

    1. Er hat das falsche Moped
    2. Er kann sowieso nicht fahren

    In diesem Absatz werden die Leute angesprochen, die eigentlich gut fahren, aber mit der „Übermotorisierung“ nicht zurecht kommen und deshalb ihre Kaufentscheidung überdenken sollten. Ihnen und dem Nachfahrenden zuliebe. Wer nicht schnell um Kurven rumkommt, dem fehlt es an Sicherheit und evtl. Mumm.

    *Einen guten Motorradfahrer zeichnet gerade das flotte Kurvenfahren aus, nicht die Geradeausfahrt.

    Von diesem Statement weiche ich nicht ab. Diese Sicherheit könnte der Fahrer durch verschiedene Massnahmen erlangen, als da wären:

    a) Renntraining
    b) Fahrerlehrgang o. Sicherheitstraining
    c) üben üben üben
    d) anderes Moped

    Die Möglichkeit d) wird in diesem Absatz erörtert.

    2) Leider, wirklich leider, gibt es das Rollenproblem zwischen Mann und Frau beim Mopedfahren. Eigentlich bin ich froh, dass Du es angesprochen hast. Das Thema ist wahrscheinlich noch einen Extra-Essay von mir wert. Es gibt tatsächlich einige Jungs, die es nicht ertragen können, wenn eine Frau besser* (Def. siehe oben) fährt als sie und die um jeden Preis trotzdem vor ihr fahren wollen. Auch wenn sie oftmals, wie in dem Beispiel erwähnt, nur auf den Geraden dank ihrer Pferdchen, nicht aufgrund ihres Fahrkönnens, schneller sind. Es handelt sich um ein Beispiel, mit beliebig gewähltem Fahrer und Moped, um den Sachverhalt zu verdeutlichen. Bei meinen Interviews mit Mädels erlebe ich oft auch, dass sie mir erzählen, sie müssten als Frau eigentlich immer noch perfekter und besser sein als die Jungs, um richtig für voll genommen zu werden, nicht „belächelt“ zu werden: so unter dem Motto – ganz nett die Kleine, aber fahren kann sie nicht. Zum Glück sind nicht alle Jungs so, sonst würde es keinen Spass mehr machen. Hier hat mich Nick also beim Abschweifen in ein stark angrenzendes, wenn nicht gar überlappendes Thema ertappt…

    3) Das Wort „Nigger“ wurde ersetzt durch „Rapper“. Hier hat Nick recht, so ein Wort aus weissem Munde könnte falsch rüberkommen. Eigentlich habe ich mir deshalb nichts dabei gedacht, weil sich die Jungs in den „black movies“ auch immer selbst so bezeichnen. Aber Missy D ist lernfähig, danke für den Hinweis*. In dem Artikel spielt die Hautfarbe des Fahrers auch wirklich keine Rolle. Das Thema Rassismus/Ausländerfeindlichkeit in Mopedfahrerkreisen ist aber auch ein zukünftiges Essay wert.

    *Der einzige der das Maul so aufreissen darf ist Steven Baldwin in „Posse“. Einem ultracoolen blacksploitation Action-Western in dem er das einzige „Weißbrötchen“ spielt und in einem mehr als nur schwarzen Saloon eine recht farbige Pokerunde sprengt 😉 Mr S.
    Posse. Directed by Mario van Peebles. 1993 / Gramercy Pictures.

  2. Jay sagt:

    moin Missy,

    tja. leider gibt es diese schwachmaten auf der strasse – ich denke, ich bin selber ab und an nicht langsam unterwegs und kann meine maschine recht gut beherrschen. … alle davon.

    was mich an dieser thematik am meisten stoert ist die extreme varianz bei den posern – und die tatsache, dass somit die kontrollen und pressalien steigen – beides fakten, auf die du in deinem artikel bestätigst.

    extremes beispiel war fuer mich:
    ADAC-tag. anfahrt ueber Büsnau. Hier standen die cops mit rettungswagen, weil es da jemanden aus der kurve gebroeselt hatte (strasse sah fuer mich gut aus — GRUND?) – an der durch die baustelle erschwerte kurve nach links in richtung glems hinter einer dose gestanden – nach dem einfahren grad am blinker setzen und rausziehen, hoer ich neben mir, wie einer seinen motor hochreisst … und auf der gegenfahrbahn auf der anderen seite der verkehrsinsel auf dem hinterrad vorbeizieht. dabei ist die kurve absolut uneinsichtig – und das klackern des rollsplits war gut zu hoeren …
    DANKE. dem typen haett ich am liebsten eine geklatscht – aber leider nur kurz das nummernschild gesehen … PF.

    auch wenn diese idioten einmal aussterben – die restlichen motorrad fahrer duerfen dann wahrscheinlich nur noch mit 50 km/h durch die gegend eiern …

    gruss
    jj

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