Reine Schikane – by Troy McLure

Hier die Story geschrieben von Troy*, einem jungen aufständischen Motorrad-Rebellen an einem ganz normalen Sonntag. Es geht um einem unbescholtenen Biker um die 40 und einen Cop, der mit dem Laser-Motorrad Jagd auf Mopedfahrer macht, was neuerdings im gesamten Gebiet Leonberg / Glemseck/ Solitude zur Gewohnheit wird.

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Es ist heiss. Und an Stuttgart´s Motorradtreff No.1, dem Glemseck, bereiten sich Darth Joe und seine Schergen auf den großen Ansturm von Motorradfahrern vor. Die Bürgersteige werden gefegt und Tische im Biergarten abgewischt. Noch ahnt niemand was davon, was sich für ein Drama gleich am knapp 300 m entfernten Start-Zielturm der Solitude Rennstrecke abspielen würde.

Auf dem dort veranstalteten Motorradtreffen schüren ein paar Grünschnäbel Hetze gegen Troy und versuchen ihm so ans Bein zu pissen. Während er sich durch die Bartstoppeln im Gesicht fährt und sein Zorn langsam droht ihm zu entgleisen, malt er sich aus, wie´s denn nun wäre, wenn er den Aufständischen was auf die 12 gibt. So richtig im guten alten Cowboy-Stil. Keine Drohung, keine Vorwarnung, keine Anzeichen der drohenden Eskalation versprühen. Einfach ruhig aufstehen und den Dingen freien Lauf lassen und für klare Machtverhältnisse sorgen. Doch so einfach wie es aussieht, ist es nicht.

Was ist los? Früher hat er sich gar Gedanken drüber gemacht. Ist er reifer geworden und steht nun darüber? Gar doch ein wenig vereinnahmt worden, eben von dieser Gesellschaft?
Während er sich über seine Lage Gedanken machte und seine Brassknuckles vorerst noch in der Hosentasche ließ, hält ein dunkelblaues Geschwülst von Motorrad mit aufblitzendem Blaulicht, sowie einer dahinter gefolgten Yamaha, auf dem Parkplatz gegenüber an.

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Blaulicht. Adrenalin keimt in Troy sofort auf. Wenn Blaulicht zu sehen ist, verheißt das meist nichts Gutes für ihn. Doch genau für diesen Augenblick ist es ganz gut von Nutzen. Die Masse ist abgelenkt. Nicht er steht mehr im Kreuzfeuer, sondern der heranfahrende Cop, welcher gleich über sein Opfer herfällt, war nun für die breite dumpfe Masse viel interessanter. Also rein mit den Fäusten, raus mit dem Foto-Handy.

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Auf dem Parkplatz gegenüber zieht währenddessen der in 4AllSeason Goretex bekleidete Sheriff seinen Multifunktions-Schuberth-Klapphelm vom Kopf und nähert sich seinem Opfer, wohl wissend, dass das erst der Anfang seines Beutezuges an diesem Tage ist. Lüstern ist der Blick in seiner Visage und voller Siegeslaune ist er sich seiner Sache sicher.
Jaaahaaaa… er, Hubert*, Cop of the Year, hat mal wieder zugeschlagen, mit dem neuen Spielzeug aller K-Rad-fahrenden Kollegen im Lande. Voller Stolz, die Brust geschwellt, pfeift er Bernd*, Fahrer einer Yamaha XJR1300, zu sich her.
Bernd ist ein Motorradfahrer, um die 40, der sonst morgens um halb acht aus dem Haus brav seiner Arbeit nachgeht, mit Familie, Baum gepflanzt, Kind gezeugt… eben all dem Notwendigen, um in dieser Gesellschaft Fuß zu fassen.
Wie ein Jäger, der zuerst noch ein wenig mit der Beute spielt, beginnt für den Cop sein Ritual. Wie oft hat er diese Aufforderung schon gesagt, und jedes Mal bereitete es ihm Freude, seine Opfer leiden zu sehen. Sie alle wissen, was nun kommt und so wird´s auch diesmal sein „Führerschein und Fahrzeugpapiere“ und die Spiele mögen beginnen.

Unser Freund Bernd ist Opfer des neuesten Spielzeugs der Polizei geworden. Denn nun müssen sich die Sheriffs nicht mehr wie bisher, langweilig mit ihren Laserpistolen in Büschen verstecken. Nein, nun können sie aktiv den Sonntag nutzen, ebenso wie alle anderen Zivilbürger Motorrad fahren, am Eiscafe anhalten und nebenbei auf Schwerstverbrecherjagd gehen. Schliesslich tun sie ja nur ihre Pflicht. So haben sich die Herren in grün schon immer ihren schwer verdienten Arbeitsalltag vorgestellt. Verständlich wie ich finde, wer mag da noch den Ghettos der Russen-Mafia die Stirn bieten, wenn zu Hause die Familie wartet und es auch einfacher geht? Lediglich die Sitte finde ich da noch interessanter als Cop. Aber gut, man muß nur die Angst vor Motorrad-Rockern, Outlaws und sonstigem zweiradfahrendem Gesindel schüren und der Gesellschaft immer wieder predigen (die Medien spielen ja gern mit), wie gefährlich diese Motorradfahrer sind, schon ist die Anschaffung dieser knapp 30.000 EUR teuren Spezial-BMW mit den sonntäglichen Spritztouren und Spesen gegenüber dem Steuerzahler zu rechtfertigen, trotz der angeblich leeren Kassen. Daß letzten Endes das Gerät auch gegen jeden Bürger ist, schnallt das Volk ja sowieso nicht. Denn diese Wunderwaffe ist ja gegen Raser, also sozusagen gegen unser aller Verderben.

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Wenn die Polizei früher Motorräder oder PKW´s mit Videoaufzeichnung verfolgt hat, musste sie ihnen eine gewisse Strecke folgen, und das, ohne daß die Sicht behindert wurde. So knapp 300 m meine ich. Auf jeden Fall war die Verfolgung von Motorrädern schon immer ein Problem, denn sie wischten öfters zwischen den Autos durch und so musste man die 300 m mit dem Zivilwagen der Polizei erneut filmen, um brauchbares Beweismaterial in den Händen zu halten. Nun aber ist die Technik so weit und so klein verpackt, dass sie kaum ersichtlich an einem BMW-Motorrad Platz findet und nicht mehr im Auto transportiert werden muß. Vorne die winzig kleine Kamera, im linken Seitenkoffer der Rechner und im Rechten dann der Bildschirm zur Beweisvorführung vor Ort und sonstiger Firlefanz.
Das Hinterherfahren um Beweise sicherzustellen war gestern. Mit dieser Technik reicht es dem Cop aus, nur zu filmen. Lediglich das Kennzeichen muß ersichtlich sein. Was zudem von Nöten ist, ist das Messen des Abstandes von Boden zur Unterkante Nummernschild.
Zitat Hubert: „…im Prinzip reicht es aus, wenn ich mich in ein Cafe setz, einen Kaffee trink und nebenher die Kamera laufen lass. Daß ich hinterherfahre ist nicht zwingend notwendig. Einige 100m weiter zieht dann ein Kollege den Fahrer raus und misst den Abstand von Fahrbahn bis Unterkante Nummernschild. Das war´s, mehr braucht es eigentlich nicht.“

Bernd hat sich an besagtem Sonntag der schweren Straftat schuldig gemacht in dem seit 2006 auf 60 Km/h zurechtgestutzten Mahdental ca.100 Km/h zu fahren. Erklär das mal seiner Frau. Ja, stellenweise sogar sensationelle 120 Km/h. Respekt, dass er sich bei den Kurven so zurückhalten konntest. Phil Read, Jim Redman oder Giacomo Agostini hätten bei dieser Fahrleistung nicht einmal einen Blumentopf auf der Solitude gewonnen. Wenn man bedenkt, dass allein die Kurven im Mahdental mit 160 gehen, ist Bernds Topspeed nicht wirklich dramatisch.
Aber Hubert. Nur nicht die Pflicht aus den Augen verlieren, denn sein Tun ist ja keine Schikane, sondern soll nur die Straßen wieder frei machen, für die am Lenkrad mit Fell überzogenen staatskonformen Bürger. Als der Cop gegenüber Bernd ausspricht, dass er bald Post bekommt und er noch mal Glück gehabt hat, daß es nicht mehr Strafe gibt, hört man ein zunächst noch leise aus Richtung Wald kommendes Motorengeräusch. Lange bevor man sieht, was es ist. Ein vierzylindriges, laut herausschreiendes Geräusch macht spätestens dann der Stille ein Ende, als es nun deutlich zu erkennen war. Ein Nippon-Racer bog auf die Start-Zielgerade ein und stellt seine Kiste gleich zu Beginn der Geraden auf das Hinterrad. So fährt er dann mit ca. 140 Sachen und offener Tüte am Ort des Geschehens vorbei, die komplette Start-Zielgerade bis zum Glemseck runter im Wheelie. Natürlich ist Hubert ein alter Haudegen, der dabei nicht mal einen Wimpernschlag nachschaut, schließlich hat er hier wichtigeres zu tun. Bernd eins überbraten. Ihm ist klar, dass ihm womöglich die Tagestrophäe soeben durch die Lappen ist. Aber, man kann ja nicht überall sein.

Zur selben Zeit werden in Stuttgart und anderswo Personen bedroht, überfallen und ausgeraubt. Aber, man kann ja nicht überall sein.

Als Goodie zum Schluß gibt es hier die von Hubert himself, persönlich benutzte polizeiinterne Straßenkarte, welche die Region Stuttgart zeigt, zu sehen. Die rot eingezeichneten Straßen sind Routen, welche die Polizei als Raserstrecken bezeichnet und verstärkt kontrolliert. Die schwarzen Punkte hingegen markieren Unfälle.

Seitdem ist einiges geschehen. Bernd trat seine Strafe an und gab für einen Monat den Lappen ab. Seine Frau konnte es gar nicht fassen, dass ihr braver Ehemann auch zu diesen Straßenrowdies zählt und war schockiert. Ihr Bernd, ihr braver Bernd, so glaubte sie, mutiert auf dieser Höllenmaschine zu einem Monster. Zu einem Wesen, von dem man immer nur in der Zeitung gelesen hat. Wie konnte das passieren? Sie war doch immer so gut zu ihm, schmierte ihm gar die Butterbrote für die Arbeit und nun das. Ja sogar bis auf die Knochen blamiert hat diese Geschichte sie, als es sich in der Nachbarschaft von Otto-Normaltown rumsprach.

Hubert gehen vermutlich im Laufe des Jahres noch viele weitere Mopedfahrer in die Falle und er fühlt sich wie ein junger Gott. Dann kann er sich wieder auf den Anfang der nächsten Motorradsaison freuen.

Troy konnte derweil die Grünschnäbel am Turm in ihre Schranken weisen und seine Position festigen. Doch die Widersacher schüren im Hintergrund weiter. Sein Kampf ist noch nicht zu Ende, weder gegen diese kleinen Angeber noch gegen die Staatsmacht.

Gruß Troy McLure – jeden Tag ne‘ gute Tat

*Namen von der Red. geändert

Über MissyD

* Sie hat 66 Tattoos * Sie geht seit dem magischen Dreieck ins Stadion (B Block) * Sie fährt mit den Jungs * Sie fährt D wie Daytona * Sie schert sich nicht um Konventionen * Sie wird geliebt oder gehasst * Sie ist verdammt schnell
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2 Antworten zu Reine Schikane – by Troy McLure

  1. ingo gazelle sagt:

    Hi MissyD,
    wie wäre es, wenn man zum Glems 101 eine Unterschriftenaktion ins Leben rufen würde, getreu dem Motto: Freie Fahrt für freie Biker, weg mit Tempo 60 im Mahdental!
    Die 60 sind nur absolute Schikane – ich wurde in der letzten Woche, als ich dort brav mit dem Höllentempo von 65 unterwegs war, von zwei Pkw (!!!) überholt. Mal davon abgesehen, dass ich bei der Speed in den Kurven beinahe umgefallen bin, waren die Überholmanöver der 4-rädrigen Fraktion mehr als bedenklich … Mit einem generellen Tempo 100 und einer eventuellen Einschränkung an wirklich kritischen Stellen könnte jeder leben – Zweiräder wie auch Pkw’s.

    Grüßle Ingo Gazelle

  2. Oddo sagt:

    Oh Himmel hilf, das liest sich fast wie die bildende Tageszeitung vom Kiosk. Zuerst werden die Leute mit falschen Informationen gefüttert und weiterhin werden den Darstellern Gedanken und Äußerungen in den Mund gelegt die so sicher nie gefallen sind und gedacht wurden.
    Insgesamt möchte ich sagen: mit wenig Sachverstand geschrieben —-> vielleicht vorher genauer informieren bevor man sowas los wird.

    trotzdem viele Grüßle

    Oddo

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